Heft 2/2009 Die Zigarette – danach
Editorial.
Die Zigarette – danach
»Rauchen – Krankheit oder Lifestyle?«, titelt im Juli 2009 das Deutsche Ärzteblatt. Kulturwissenschaftlich betrachtet, korrespondieren beide Positionen miteinander: Einerseits wird das Rauchen medizinisch als Sucht behandelt, andererseits profilieren sich Gegenpositionen, die die Zigarette als Teil eines persönlichen, selbstbestimmten Lebensstils für sich in Anspruch nehmen. Durch das Rauchverbot verabschiedet sich dieses kulturelle Phänomen allerdings weitgehend aus dem öffentlichen Leben, daher widmet sich dieses Heft der Zigarette – danach.
Nicht nur im Alltag und in der Werbung, sondern auch in Kinofilmen und in der Kunst gehören Inszenierungsformen mit der Zigarette großenteils der Vergangenheit an. Traten Politiker und Intellektuelle zuvor noch qualmend im Fernsehen auf, müssen sie nun moralische Vorbilder sein. Mit rauchendem Kopf sieht man sie fast nur noch in historischen Aufnahmen etwa auf YouTube – als Relikte einer längst vergangenen Zeit. Doch gerade unter diesen Bedingungen demonstriert das Rauchen möglicherweise Distinktion, Genusswillen oder auch Widerstand gegen Bevormundung; an der angesteckten Zigarette können sich kontroverse Diskussionen buchstäblich entzünden. Die Schriftstellerin Juli Zeh etwa erklärt, man müsse inzwischen »aus politischen Gründen« rauchen. Die Querformat-Ausgabe versteht sich als Analyse dieses Zeitphänomens und befasst sich mit der Kulturgeschichte des Rauchens.
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Wir wünschen viel Vergnügen beim Sehen und Lesen!
Alexandra Karentzos und Thomas Küpper
Rezension auf Spiegel online, 28. Dezember 2009:
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,668640,00.html
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